Studie zur Lebenslage von LGBTIQ in der EU veröffentlicht

Am 17. Mai 2024 veröffentlichte die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) die Ergebnisse ihrer neuen Studie zur Lebenssituation von LGBTIQ-Personen in der EU. Die Befragung wurde im Sommer 2023 durchgeführt und folgte auf Befragungen in 2012 und 2019. Die Ergebnisse zeigen, dass LGBTIQ-Personen weiterhin von Gewalt und direkten und indirekten Diskriminierungen betroffen sind. Veränderungen auf politischer Ebene scheinen langsam ihre Wirkung zu entfalten, sodass sich mehr und mehr LGBTIQ-Personen öffentlich zu sich selbst und ihren Beziehungen bekennen können. Außerdem im Bereich der Gleichstellung waren Fortschritte zu verzeichnen. In diesem kurzen Bericht werden wir auf die besondere Lage von intergeschlechtlichen Personen eingehen und Querverweise zur Lage in Österreich ziehen.

Insbesondere für intergeschlechtliche Menschen bleibt die Lage prekär: Sie waren häufiger von Hass und Diskriminierung betroffen als andere Angehörige der Community.  Diese Zahlen stiegen im Vergleich zu 2019 an. So gaben 2023 mehr als 30% der befragten inter* Personen an, bei der Arbeitssuche diskriminiert zu werden. 2019 waren es noch 27%. Bei der Wohnungssuche fällt der Unterschied sogar noch deutlicher aus: 2019 machten 20% der Befragten eine Diskriminierung geltend, im Jahr 2023 stieg der Anteil auf 28%. Auch in den anderen Kategorien wird deutlich, dass intergeschlechtliche Personen überdurchschnittlich häufig negative Erfahrungen machten. 74% der intergeschlechtlichen Personen gaben an, in den vergangenen zwölf Monaten zumindest einmal Opfer von Belästigungen geworden zu sein, die aus Hass an inter* Personen geschehen sind. Dieser Anteil ist im Vergleich mit 2019 stark angestiegen: Damals bejahten nur 42% der Befragten einen solchen Vorfall. Allgemein sind LGBTIQ-Personen in Österreich, verglichen mit der gesamten EU, überdurchschnittlich häufig Opfer von Belästigungen geworden. 60% der Befragten gaben an, in den vergangenen zwölf Monaten belästigt worden zu sein. Österreich rangiert damit zusammen mit Bulgarien im Spitzenfeld. 72% der intergeschlechtlichen Befragten gaben 2023 zudem an, mehrfach Opfer von physischer oder sexualisierter Gewalt geworden zu sein. Bei der Hälfte derjenigen, die diese Angabe machten, gab es mehr als drei Vorfälle dieser Art innerhalb der letzten fünf Jahre. Intergeschlechtliche Kinder und Jugendliche wurden zudem überdurchschnittlich häufig Opfer von Mobbing in der Schule. 76% der Befragten gaben an, aufgrund ihrer Intergeschlechtlichkeit während ihrer Schulzeit Beleidigungen und Bedrohungen ausgesetzt gewesen zu sein.

Insgesamt waren mehr als die Hälfte der befragten Community-Mitglieder der Ansicht, dass Gewalt, Vorurteile und Intoleranz in den vergangenen fünf Jahren gestiegen sind.  Intergeschlechtliche Menschen berichteten auch über fortdauernde Probleme im Gesundheitssektor. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, dass chirurgische oder hormonelle Eingriffe im Kindesalter ohne ihre informierte Einwilligung oder ohne informierte Einwilligung ihrer Eltern stattgefunden haben. Die Angaben von inter* Personen zeigen deutlich, dass es in der EU und auch in Österreich noch viel zu tun gibt, bis intergeschlechtliche Personen frei von Diskriminierungen und Übergriffen leben können.

Die gesamte Studie ist auf der Seite der EU Agentur für Grundrechte abrufbar. Es gibt verschiedene Filtermöglichkeiten und einen eigenen Kurzbericht für Österreich. Alle Texte sind auf englisch.
Unser Dachverband OII Europe hat eigene SharePics zu wichtigen Erkenntnissen der Studie erstellt. Die Share Pics sind ebenfalls auf englisch und können auf der Seite von OII Europe heruntergeladen werden.