Empfehlungen zu „Varianten der Geschlechtsentwicklung“ des Gesundheitsministeriums

In Österreich gibt es zum aktuellen Zeitpunkt kein Gesetz, das gesundheitlich nicht-notwendige Eingriffe an Kindern mit Variationen der Geschlechtsmerkmale (VdG) ausdrücklich untersagt. Aber es gibt seit 2019 Empfehlungen des Gesundheitsministeriums zu Varianten der Geschlechtsentwicklung, an deren Erstellung verschiedene Expert*innen beteiligt waren. Dabei wurden auch Selbstvertretungsorganisationen wie VIMÖ mit einbezogen. Diese Empfehlungen wurden 2024 durch weitere Empfehlungen mit Fokus auf der Behandlung von Kindern mit VdG ergänzt.

Beide Veröffentlichungen beziehen sich auf aktuelle ethische Diskurse, ordnen Behandlungen an nicht-einwilligungsfähigen Kindern kritisch ein und verweisen auf bestehende strafrechtliche Regelungen, die auch bei Kindern mit VdG im Fall von geschlechtsverändernden medizinischen Maßnahmen ohne medizinische Indikation zur Anwendung kommen können. Die Empfehlungen aus 2019 enthalten Hinweise für Fachkräfte aus dem Gesundheitsbereich zu Diagnostik und Therapieoptionen und verweisen in einem eigenen Kapitel auf die psychosoziale Versorgung von Menschen mit VdG und deren familiärem Umfeld. Dabei wird auch eine Liste mit möglichen Themen bereitgestellt, bei denen betroffene Menschen im Lebensverlauf psychosoziale Unterstützung benötigen könnten.

Wichtig zu wissen: In den Empfehlungen wird auf die Peer-Beratung als emanzipatorische Beratungsmethode auf Augenhöhe aufmerksam gemacht. Bei der Behandlung von Kindern sollen Mediziner*innen sogar auf die Existenz von Peer-Beratungsmöglichkeiten und Selbsthilfegruppen explizit hinweisen und gegebenenfalls den Eltern einen Kontakt vermitteln. Auch volljährige Patient*innen dürfen über bestehende Unterstützungsstrukturen informiert werden: In Österreich existiert mit Var.Ges zum aktuellen Zeitpunkt eine Peer-Beratungsstelle mit eigenem Beratungskonzept und qualifizierten Berater*innen für Menschen mit Variationen der Geschlechtsmerkmale und ihrer Angehörigen, insbesondere der Eltern.

Die Empfehlungen des Gesundheitsministeriums sind über die folgenden Links abrufbar:

Empfehlungen zu Varianten der Geschlechtsentwicklung (2019)

Empfehlungen zu Behandlungen von Kindern mit Varianten der Geschlechtsentwicklung und geschlechtsverändernden medizinischen Maßnahmen ohne medizinische Indikation (2024)

 

Da es in der Vergangenheit aufgrund von technischen Änderungen auf der Seite des Ministeriums oder durch neue Zuschnitte und Zuständigkeiten des Ministeriums nach Regierungswechseln dazu kam, dass die Empfehlungen teilweise mehrere Wochen nicht abrufbar waren, stellen wir sie hier für Fachpersonal und interessierte Personen zusätzlich als Download zur Verfügung. Sollten die obigen Links nicht funktionieren, bitte diese hier unten verwenden. Wir freuen uns natürlich über eine entsprechende Mitteilung an das Ministerium, dass die Empfehlungen nicht mehr über den offiziellen Weg abrufbar sind und bedanken uns für Ihre und eure Unterstützung!

VIMÖ-Download: Empfehlungen zu Varianten der Geschlechtsentwicklung (2019)

VIMÖ-Download: Empfehlungen zu Behandlungen von Kindern mit Varianten der Geschlechtsentwicklung und geschlechtsverändernden medizinischen Maßnahmen ohne medizinische Indikation (2024)