VIMÖ war Teil der diesjährigen Pride-Paraden und Feierlichkeiten und hat mit großartiger Unterstützung von Allies für Inter*-Sichtbarkeit gesorgt – mit Fußgruppen, Infostand, Podiumsdiskussionen, Reden, Musik und Workshops. Hier ein paar Eindrücke!
und vielen Dank an die Organisator*innen der Veranstaltungen (siehe Links)
Am 1. Mai hat der Internationale Sportgerichtshof in Lausanne (Schweiz) leider zu Gunsten des IAAF (Dachverband aller nationalen Sportverbände für Leichtathletik) und gegen die körperliche Unversehrtheit von Caster Mokgadi Semenya entschieden.
Caster Semenya, die derzeit ungeschlagene Olympiasiegerin und Weltmeisterin im 800-Meter-Lauf, darf ihre sportliche Karriere nur fortsetzen, wenn sie in ihren natürlichen Testosteron-Haushalt medizinisch eingreift und diesen unterdrückt, da er eine bestimmte Norm-Vorgabe von nun an nicht mehr überschreiten darf – diese Regelung betrifft allerdings nur Frauen und auch nur die spezifische Disziplin in der Caster Semenya aktiv ist.
Hier liegt nicht nur eine Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, sondern auch aufgrund von intergeschlechtlichen Merkmalen vor (was der CAS sogar zugibt!), der Verdacht liegt ebenso nahe, dass Caster Semenya nicht nur als Person das Ziel dieser Entscheidung ist, sondern auch als schwarze Sportlerin des globalen Südens, deren Körper an weiße, westliche Normvorstellungen angepasst werden soll! Caster Semenya sagt selbst, dass sie laufen will, wie sie geboren wurde – und sie ist eine Frau mit mehr Testosteron.
Wir fragen uns: Wo wird hier die Grenze gesetzt? Wieso sind andere Sportarten und andere außergewöhnlichere Ausprägungen des menschlichen Organismus und Bewegungsapparats nicht von einem Ausschluss betroffen, sondern werden bei diesen Sportlern sogar noch hochgepriesen? Doping und natürliche Konstitution dürfen nicht gleichgesetzt werden, der Eingriff in Caster Semenyas gesunden Körper unter dem Vorwand, dass sie durch ihren Hormonhaushalt zu starke Vorteile im Wettkampf hätte, ist entschieden abzulehnen, weil er nicht nur psychisch wie physisch gesundheitlich schädlich sein kann, sondern er betrifft auch das Reproduktionsrecht und generell das Selbstbestimmungrecht über den eigenen Körper.
Caster Mokgadi Semenya ist eine Frau, sie ist nicht krank und sie betrügt auch nicht! Mehr Testosteron macht nicht per se eine schnelle Läuferin, ihre Siege sind vor allem ihrem starken Willen und ihrem harten Training zu verdanken. Wir stehen als Inter*-Community in voller Solidarität hinter ihr, wie zum Glück auch viele andere und hoffen, dass sie weiterhin so stark bleibt, um für ihre und anderer Rechte zu kämpfen!
https://vimoe.at/wp-content/uploads/2019/11/logo-a4-lila-scaled.png00adminhttps://vimoe.at/wp-content/uploads/2019/11/logo-a4-lila-scaled.pngadmin2019-05-01 11:30:002020-02-12 13:22:06Mai 2019: Urteil im Fall Caster Semenya
Alex Jürgen ist die erste Person, die sich rechtlich den Geschlechtseintrag „divers“ bzw. „X“ erkämpft hat. Heute ist es soweit: Alex Jürgen erhält Geburtsurkunde und Reisepass.
2016 hat Alex Jürgen die Eintragung eines dritten Geschlechtseintrags am Standesamt beantragt. Drei Jahre später ist es soweit: Mit den neuen persönlichen Dokumenten gibt es endlich auch eine auch eine rechtliche Anerkennung der Existenz intergeschlechtlicher Menschen in Österreich.
„Wir sagen Danke und gratulieren unserem mutigen Vorbild und Mitstreitenden von Herzen!“, so Tinou Ponzer von VIMÖ. „Wir freuen uns sehr mit Alex Jürgen, der mit seinem Anwalt Dr. Graupner den österreichischen Personenstand revolutioniert hat“, so Gabriele Rothuber, Intersex-Beauftragte der HOSI Salzburg.
Auch Eva Matt von der Plattform Intersex Österreich freut sich über den Erfolg: „Endlich
ist die wegweisende Entscheidung des VfGH vom Juni 2018 in der
Verwaltung angekommen! Alex Jürgen ist nach seinem langen Kampf die
erste Person in Österreich, die ein „X“ im Pass und eine nicht auf
männlich oder weiblich, sondern auf divers lautende Eintragung in der
Geburtsurkunde hat. Wir gratulieren herzlich!“
https://vimoe.at/wp-content/uploads/2019/11/logo-a4-lila-scaled.png00adminhttps://vimoe.at/wp-content/uploads/2019/11/logo-a4-lila-scaled.pngadmin2019-05-01 11:27:002020-02-12 13:22:55Mai 2019: Jubel mit Alex Jürgen – erste Urkunden mit drittem Geschlechtseintrag
Das war ein Fest! Am 23. Februar 2019 feierten wir in Kooperation mit der Gesellschaft für Kulturpolitik OÖ das erste halbe Jahrzehnt unserer Vereinstätigkeit im Central in Linz – mit der genialen französischen Dokumentation „Entre Deux Sexes“ (Régine Abadia, 2017), Singer/Songwriter*in Lila Lisi aus Zürich, Unterstützer*innen aus Politik und Aktivismus und „Hitschleuder“ DJ Janosch sowie zahlreichen und wundervollen Gästen. Alle Fotos des Abends findet ihr hier zur Ansicht (Copyright: Roland Winkler / gfk)
Für die großartige Unterstützung und Zusammenarbeit bedanken wir uns recht herzlich bei: Wiltrud Hackl, Michaela Schoissengeier, Magdalena Klein, den Menschen der Plattform Intersex, Günther Kräuter, David Stögmüller, Stephanie Cox, Gabriele Rothuber, Lila Lisi, Claudia Köttner, Nina Reisinger, Pascal Gamper, Annemarie Pils, Evelin Handlbauer, Klaus Schmid, Reinhard Winkler, Jan, David, Samira, Elias, Micha, Eva, Bixi, Julia, Flo und dem Team von Chicklit (Wiener feministische Buchhandlung)
https://vimoe.at/wp-content/uploads/2019/11/logo-a4-lila-scaled.png00adminhttps://vimoe.at/wp-content/uploads/2019/11/logo-a4-lila-scaled.pngadmin2019-02-23 11:38:002020-02-12 13:23:06Februar 2019: 5 Jahre VIMÖ
Das EU Parlament hat eine Resolution zum Schutz intergeschlechtlicher Menschen gefasst. „Diese Resolution ist ein Meilenstein für die Intersex Community in Europa“, so Luan Pertl, Obmensch der Plattform Intersex Österreich. „Auch die österreichische Regierung muss nun handeln und einen sofortigen Stopp von nicht konsensuellen Operationen und medizinischen Behandlungen an intergeschlechtlichen Kindern und Jugendlichen umsetzen.
Am 20.12.2018 hat das BMI einen Erlass zur behördlichen Umsetzung des dritten Geschlechtseintrages herausgegeben, weit weg vom Erkenntnis des VfGH (Verfassungsgerichtshof) vom 15. Juni 2018. Statt der im Erkenntnis zitierten Selbstbestimmung wird nun ein ärztliches Gutachten gefordert, nicht vom Arzt des Vertrauens, sondern von einem VdG-Board – einer medizinischen Instanz zu Varianten der Geschlechtsentwicklung, installiert vom Gesundheitsministerium.
Das ist ein gewaltvoller Schritt gegen intergeschlechtliche Personen: ein Akt, der erneut pathologisiert, phänomenisiert und retraumatisierend wirkt. Als Verein, der für die Menschenrechte intergeschlechtlicher Personen arbeitet, müssen wir das Innenministerium ganz klar auffordern, diesen Erlass zu überdenken.
https://vimoe.at/wp-content/uploads/2019/11/logo-a4-lila-scaled.png00adminhttps://vimoe.at/wp-content/uploads/2019/11/logo-a4-lila-scaled.pngadmin2018-12-01 11:44:002020-02-12 13:23:27Dezember 2018: Innenministerium ordnet Gutachtenzwang beim Dritten Geschlechtseintrag an
Am 26.10. wird international der Intersex Awareness Day begangen – um die Sichtbarkeit von intergeschlechtlichen Menschen zu erhöhen und auf das Unrecht hinzuweisen, das ihnen widerfährt. Ein dritter Geschlechtseintrag in offiziellen Dokumenten soll dazu beitragen, ihre Rechte in Österreich anzuerkennen – jedoch wird das im Juni veröffentlichte VfGH-Erkenntnis dazu vom Innenministerium sehr restriktiv interpretiert. Es sollen z.B. nur jene Personen Anspruch auf die dritte Option haben, welche mit medizinischen Gutachten belegen können, dass bei ihnen eine Variante der Geschlechtsentwicklung vorliegt. VIMÖ ist damit unzufrieden und fordert Selbstbestimmung statt erneuter Pathologisierung!
https://vimoe.at/wp-content/uploads/2019/11/logo-a4-lila-scaled.png00adminhttps://vimoe.at/wp-content/uploads/2019/11/logo-a4-lila-scaled.pngadmin2018-10-23 11:45:002020-05-28 08:43:06Oktober 2018: VIMÖ Stellungnahme zur Umsetzung des dritten Geschlechtseintrags
Zum ersten Mal Ende 2017 veröffentlicht, gibt es diese tollen Aufklärungsbroschüre in leichter Sprache für Menschen mit Lernschwierigkeiten nun in der zweiten Auflage auch zum Download auf der Homepage https://undnochvielmehr.com/
https://vimoe.at/wp-content/uploads/2019/11/logo-a4-lila-scaled.png00adminhttps://vimoe.at/wp-content/uploads/2019/11/logo-a4-lila-scaled.pngadmin2018-09-01 11:48:002020-02-12 13:24:30September 2018: „Frau. Mann. Und noch viel mehr“ – erste deutschsprachige Broschüre über sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in leichter Sprache
VfGH entscheidet: Nach einer Klage der intergeschlechtlichen Person Alex Jürgen* muss Österreich neben „männlich“ und „weiblich“ einen dritten Geschlechtseintrag schaffen.
Der Verfassungsgerichtshof gab heute bekannt, dass neben „weiblich“ und „männlich“ ein weiterer Geschlechtseintrag in persönlichen Dokumenten ermöglicht werden muss. Ein voller Erfolg für Alex Jürgen* und ein Sturm der Freude bei allen Menschen, denen mit diesem Entscheid endlich zu mehr Anerkennung, Sichtbarkeit und ihren Rechten verholfen wird! „Heute habe ich zum ersten Mal im Leben das Gefühl, als das anerkannt zu sein, was ich bin. So wie ich geboren wurde“, so Alex Jürgen* in einer ersten Reaktion.
Die Menschenrechtsinitiativen VIMÖ, Plattform Intersex Österreich und HOSI Salzburg gratulieren zu diesem Erfolg und nehmen sie mit freudiger Zuversicht auf. „Endlich kann niemand mehr verleugnen, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt. Vielfalt ist die Norm und die Existenz von geschlechtlicher Vielfalt darf nicht länger problematisiert und pathologisiert werden! Dank dem Mut von Alex Jürgen*, einen richtigen Eintrag einzufordern, muss sich das gesamte Rechtssystem mit der Frage der rechtlichen Gleichstellung und dem Schutz aller Geschlechter auseinandersetzen“, so Tinou Ponzer von VIMÖ.
„Das Wichtigste ist, dass nun eine Option geschaffen wird, die keine Zwangsoption ist, sondern auf Freiwilligkeit und Selbstbestimmung beruht“, betonen Tobias Humer Obmensch von VIMÖ und Luan Pertl Obmensch von VIMÖ Zweigverein Wien. „Bürokratische Hürden zur Änderung des persönlichen Geschlechtseintrags, sei es in der Geburtsurkunde oder in anderen Identitäts-Dokumenten wie dem Reisepass, müssen abgebaut werden. In der Umsetzung des dritten Personenstands wünschen wir uns eine Option wie ‚Inter/Divers‘, welche keinesfalls auf medizinischen Diagnosen beruhen darf. Wir fordern Selbstbestimmung statt Pathologisierung!“
2006 saßen wir gebannt im Kino: das erste Mal sahen Hunderttausende von Menschen in Österreich, was es bedeutet inter* zu sein, und zwar wurde nicht über jemanden berichtet, sondern mit jemandem – wir sahen Alex Jürgen*.
Alex hat in „Tintenfischalarm“ von Elisabeth Scharang eines gemacht, was sich bis dahin in der Form niemand getraut hatte hierzulande: öffentlich über die eigene Intergeschlechtlichkeit zu reden. Und über alles, was damit zu tun hat – Geheimnisse, Verletzungen, Isolation… und den Platz, den man in der Gesellschaft nicht bekommt, wenn der eigene Körper sich nicht entwickelt, wie er „sollte“.
Alex, du hast das Tabu gebrochen. Du hast deine persönliche Geschichte erzählt – und auch erstmals anschaulich gemacht, dass wir existieren, dass wir glücklich, selbstbestimmt und unversehrt aufwachsen können müssen. Dass dies ermöglicht und jegliche Menschenrechtsverletzungen gestoppt werden müssen. Der Inter*Aktivismus in Österreich war mit deinem Mut geboren!
Seitdem hast du viel Aufklärung betrieben, stets mit viel Humor und schonungsloser Direktheit – in zahlreichen Buchbeiträgen, künstlerischen und wissenschaftlichen Arbeiten, Vorträgen, Radiosendungen, Zeitungsartikel, TV-Beiträgen, Publikumsgesprächen, auf deiner Homepage und Social Media-Kanälen und anderen öffentlichen Auftritten. Auch die wertvolle Arbeit im Hintergrund muss erwähnt werden: du warst die erste und lange einzige offen lebende inter* Person, die für andere Ansprechperson wurde, du hast die erste Selbsthilfestruktur aufgebaut, die wichtigste Unterstützung, um miteinander in Kontakt zu kommen und mit Menschen sprechen zu können, die genau wissen, wie es ist…
Ohne dich gäbe es auch nicht VIMÖ, den Verein, den du 2014 mitbegründet hast und der in Österreich mittlerweile nicht mehr weg zu denken ist.
Seit 2015 erweiterst du sogar noch die ersten Male: dein juristischer Kampf um einen alternativen Geschlechtseintrag bzw. die Streichung dessen in deinen Dokumenten wird in die Geschichte eingehen! Ein positiver Ausgang würde dir endlich Anerkennung geben und so vielen anderen ermöglichen, was bisher nicht möglich war. Wir wünschen dir ganz viel Glück dabei und blicken gespannt die Entscheidung, die bald gefällt werden soll.
Nun, 2018, nach über 12 Jahren Öffentlichkeit und Engagement wird es Zeit für dich, dich zurück zu nehmen, dich auf dein Leben abseits von VIMÖ und Aktivismus zu konzentrieren, deinen eigenen Weg weiter zu gehen.
Wir sind dir unendlich dankbar für alles, was du bereits geschafft hast, für uns alle und für dich. Du hast uns vorgemacht, wie es auch gehen kann, in einer Welt, in der wir schweigend damit leben sollen, was uns angetan wurde und wird. Deine Sichtbarkeit ist für immer Wunde und Balsam zugleich.
Hiermit möchten wir dich – ganz im Sinne der ersten Male – zum ersten Ehrenmitglied bei VIMÖ ernennen, um unsere Dankbarkeit und den gemeinsamen Weg bis hierher zu zeigen!
Alles Gute, Herm Alex Jürgen*!
Anmerkung: Da Alex Jürgen* somit kein aktives Mitglied mehr sein wird, bitten wir darum, Anfragen, die persönlich für Alex Jürgen* sind, direkt an herm zu richten: