Mai 2019: Urteil im Fall Caster Semenya

Am 1. Mai hat der Internationale Sportgerichtshof in Lausanne (Schweiz) leider zu Gunsten des IAAF (Dachverband aller nationalen Sportverbände für Leichtathletik) und gegen die körperliche Unversehrtheit von Caster Mokgadi Semenya entschieden.

Caster Semenya, die derzeit ungeschlagene Olympiasiegerin und Weltmeisterin im 800-Meter-Lauf, darf ihre sportliche Karriere nur fortsetzen, wenn sie in ihren natürlichen Testosteron-Haushalt medizinisch eingreift und diesen unterdrückt, da er eine bestimmte Norm-Vorgabe von nun an nicht mehr überschreiten darf – diese Regelung betrifft allerdings nur Frauen und auch nur die spezifische Disziplin in der Caster Semenya aktiv ist.

Hier liegt nicht nur eine Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, sondern auch aufgrund von intergeschlechtlichen Merkmalen vor (was der CAS sogar zugibt!), der Verdacht liegt ebenso nahe, dass Caster Semenya nicht nur als Person das Ziel dieser Entscheidung ist, sondern auch als schwarze Sportlerin des globalen Südens, deren Körper an weiße, westliche Normvorstellungen angepasst werden soll! Caster Semenya sagt selbst, dass sie laufen will, wie sie geboren wurde – und sie ist eine Frau mit mehr Testosteron.

Wir fragen uns: Wo wird hier die Grenze gesetzt? Wieso sind andere Sportarten und andere außergewöhnlichere Ausprägungen des menschlichen Organismus und Bewegungsapparats nicht von einem Ausschluss betroffen, sondern werden bei diesen Sportlern sogar noch hochgepriesen? Doping und natürliche Konstitution dürfen nicht gleichgesetzt werden, der Eingriff in Caster Semenyas gesunden Körper unter dem Vorwand, dass sie durch ihren Hormonhaushalt zu starke Vorteile im Wettkampf hätte, ist entschieden abzulehnen, weil er nicht nur psychisch wie physisch gesundheitlich schädlich sein kann, sondern er betrifft auch das Reproduktionsrecht und generell das Selbstbestimmungrecht über den eigenen Körper.

Caster Mokgadi Semenya ist eine Frau, sie ist nicht krank und sie betrügt auch nicht! Mehr Testosteron macht nicht per se eine schnelle Läuferin, ihre Siege sind vor allem ihrem starken Willen und ihrem harten Training zu verdanken. Wir stehen als Inter*-Community in voller Solidarität hinter ihr, wie zum Glück auch viele andere und hoffen, dass sie weiterhin so stark bleibt, um für ihre und anderer Rechte zu kämpfen!